Nach der grossen Renovation der Kirche St. Johannes der Täufer in Schönenbuch (2002 – 2003), wurde das alte Weihwasserbecken nicht mehr installiert. Früher war es am Aufgang zur Empore gestanden, nun lagerte es jahrelang im Keller der Kirche. Im Jahr 2019 wurde aus dem ehemaligen Gebrauchsgegenstand ein Kunstobjekt: Die ca. 70 cm hohe Säule aus Jura-Kalkstein wurde von dem Basler Steinbildhauer David de Caro umgestaltet. Er verwandelte sie in eine Skulptur, die Maria und Elisabet darstellt, die Begegnung von zwei schwangeren Frauen, die sich zur Begrüssung umarmen (Lukas 1,39-56). Dabei begegnen sich auch erstmals die beiden Kinder im Mutterleib: Johannes der Täufer und Jesus. Elisabet spricht bei der Begrüssung zu Maria die prophetischen Worte: „Du bist gesegnet unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“ Und Maria antwortet: „Meine Seele preist die Grösse des Herrn…“ Es ist der Augenblick einer geheiligten Begegnung.
Die Skulptur wurde auf dem Begegnungsplatz unterhalb der Kirche St. Johannes aufgestellt. Die feierliche Einweihung erfolgte am 12. Mai 2019 (Muttertag).
Mariae Heimsuchung
Noch erging sie’s leicht im Anbeginne,
doch im Steigen manchmal ward sie schon
ihres wunderbaren Leibes inne, –
und dann stand sie, atmend, auf den hohn
Judenbergen. Aber nicht das Land,
ihre Fülle war um sie gebreitet;
gehend fühlte sie: man überschreitet
nie die Größe, die sie jetzt empfand.
Und es drängte sie, die Hand zu legen
auf den andern Leib, der weiter war.
Und die Frauen schwankten sich entgegen
und berührten sich Gewand und Haar.
Jede, voll von ihrem Heiligtume,
schützte sich mit der Gevatterin.
Ach der Heiland in ihr war noch Blume,
doch den Täufer in dem Schoß der Muhme
riss die Freude schon zum Hüpfen hin.
Rainer Maria Rilke (1912)